Lukas Kenner und sein Team haben in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Nancy Hynes an der Universität Basel einen neuen Ansatz für die Behandlung von Brustkrebs entdeckt: Das internationale Team konnte an der Oberfläche von Brustkrebszellen die Aktivierung eines Rezeptors, des Proteins Ret (Rearranged during transfection) nachweisen. Erhöhte Werte dieses Proteins sind mit einer geringeren Überlebenswahrscheinlichkeit von Brustkrebspatientinnen verbunden.
"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Ret-Enzyme (Ret-Kinase) eine attraktives und neuartiges therapeutisches Ziel in ausgewählten Gruppen von Brustkrebspatientinnen sein kann", fasst Lukas Kenner vom Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung und Leiter des Wiener Teams die Resultate der Studie, die jetzt in „EMBO Molecular Medicine“ veröffentlicht wurden, zusammen.
Erste Versuche mit spezifischen Ret-Inhibitoren haben gezeigt, so die Leiterin der Studie Nancy Hynes Professorin an der Universität Basel und dem Friedrich Miescher Institut (Schweiz), „dass wenn wir die Aktivität der Ret-Enzyme in Tumorzellen blockieren, die Ausbreitung von Krebs und die Anzahl der Metastasen in der Lunge verringern können“. Bei den vorliegenden Tests wurden zwei bereits bekannte Blockadestoffe verwendet.
Die WissenschafterInnen untersuchten Tumorgewebe von mehr als 80 Brustkrebs-Patientinnen, wobei Antikörper verwendet wurden, um das Ret-Protein in den Proben zu erfassen. In anderen Experimenten wurden vier verschiedene Krebszell-Linien verwendet, um die Auswirkungen von Ret-Inhibitoren auf den Verlauf und die Ausbreitung von Brustkrebs zu untersuchen. Kenner: "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Blockade der Ret-Kinase das Wachstum und die Ausbreitung der Tumore im Organismus verringern kann, und somit eine vielversprechende neue Therapie darstellen könnte”
Die Blockade von Rezeptor-Enzymen mit Antikörpern oder niedermolekularen Inhibitoren ist ein bereits klinisch erprobter Ansatz für die Krebstherapie. Allerdings kommt nur ein Teil der PatientInnen für diese Art von Behandlungen in Frage. „Daher sind weitere Anstrengungen erforderlich, um zusätzliche Inhibitoren für die Blockade von Brustkrebs zu finden“, so Kenner.
Nancy Hynes ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des LBI-CR
Ein Kommentar erschien in EMBO Molecular Medicine.